Dienstag, 29. September 2009

Pumprisse am Fleischbankpfeiler

Mythos Pumprisse. Neben den Rebitschrissen von 1946 das Denkmal freier und gleichzeitig kühner Kletterei am Fleischbankpfeiler aus den 70er Jahren. Wer kennt die Geschichte nicht ?! Helmut Kiene und Reinhard Karl wagen es, am 2.6.1977 die erste offizielle Bewertung des alpinen 7. Grades für Ihre Erstbegehung auszuwerfen. 300m, 10SL, VII, davon 5SL Brandler-Einstieg VII-/A0. Die Sicherung der Pumprisse erfolgte damals ausschließlich an Klemmkeilen und Friends. Anstrengende Faust-, Schulter- und Körperrisskletterei.

Heute: Dank moderner Sicherungtechnologie - Camalots bis zur Größe 6 - sind die Risse nahezu perfekt absicherbar (ca. E3). Man muss sie nur mitschleppen. Die Stände aller Längen an Haken, Keilen und Zacken sind wirklich gut und können mit Hilfe von Friends leicht und solide nachgebessert und abgespannt werden. Angst kann fast nicht mehr aufkommen. Der Wehrmutstropfen: Trotz der Bitte der Erstbegeher, keine Haken zu schlagen, stecken ca 2 pro Länge und pro Stand ca. einer. Das ist schade, und zudem unnötig, weil auch ohne die Haken eine gleichwertige, ja vielleicht sogar bessere Sicherung möglich ist.

Respekt ! Die Vorstellung, dass die Erstbegeher damals nur Klemmgeräte bis zum Hex 11 zur Verfügung hatten, steigert den Respekt vor der damaligen Leistung enorm. Ein Hex 11 ist weniger als halb so groß wie ein Camalot 6. Die Jungs mussten entweder ganz hinten im Riss den Hex legen oder sie konnten einfach lange Passagen nichts legen. Dann wird der Begriff "freies klettern" lebendig ... .


27.9.09, Griesner Alm 6:00h, Peter nach einer kurzen Nacht.




Peter hat gut geschlafen, ich habe von schlechten Ständen und breiten, nicht sicher-
baren Rissen geträumt. Die daraus erwachsene Zuversicht spiegelt sich am Einstieg in unseren Gesichtsausdrücken wieder.

Es geht los. Die erste schwere Länge (VI-) des Brandler Einstiegs (2.SL). Man beachte, wie die Leiste rechts zugeballert werden muss. Wir müssen beide "nullern". Das kann ja was werden !
Länge drei, der erste Erfolg. Ja, wir haben einen VII- Riss frei geschafft :-)




Wir sind zu langsam, brauchen 1h/SL. Ab jetzt wird genullert. Die 4. Länge wäre eine tolle VIII+, an Rost-
gurken.

Die 5. Länge ist die letzte Zustiegs-
länge vor den eigent-
lichen Pumprissen und so richtig schön steil und exponiert. Aber auch hier: Nullern (frei VIII+) an guten und ausreichend vielen Rostgurken.












Die erste Rissseillänge der Pumprisse, der "Hundebahnhof", VII. Man beachte den Blumenstrauß an Peters Gurt ! Die untere schwere Stelle kann elegant rechts des Schulterrisses geklettert werden.













Der Schulterriss pumpt nur mich. Nur Slacklinen und "Industrieschauspielen" reicht nicht, um diesen "Full-Body-Workout" locker wegzustecken.












Nach zwei schönen VIer-Längen und einem "speziellen" VIIer Schulterriss, haben wir noch eine Länge VII- Körperriss vor uns. Peter freut sich schon ;-) An diesem Stand ist das Wandbuch. Wer sich hier eintragen will, braucht seinen eigenen Stift :-( Vielleicht auch eine Maßnahme, um die Anzahl der Begehungen klein zu halten ;-)




Die letzte Länge. Erst spreizen, dann um 180° drehen, mit den Füssen links des Risses und dem Rücken rechts an der Wand, den alten 5er Camalot (besser wäre der neue 6er !) entspannt 10 Meter vor sich herschieben, bis der Riss wieder enger wird. Peter macht das super ... :-)



Beim Abseilen dann noch das nächste Projekt angeschaut, D. K. n. Kl. ;-) Wir konnten dem Fixseil nicht widerstehen !



Sorry für den langen Post aber die Sache war einfach wirklich geil ! Roland





Unser Material:
- Ein Satz Rocks
- Camalots ab 2 bis zur aktuellen Größe 6 (für die letzte Länge ideal, der (alte !) 5er geht auch - grad so)
- Wenn die aktuellsten Größen 3 bis 5 doppelt dabei sind, kann man alle drei Meter einen Friend reinlassen. Ist aber Gewicht ;-)
- 14 Päärchen
- Schlingen usw.

6 Kommentare:

Christian B. hat gesagt…

Danke Roland für diesen super-tollen Bildbericht !!!

Vor allem der durchwegs selbstironische Unterton hat mich hier im Büro zu lautem Gelächter verleitet.

Für mich die absoluten Highlights:

- nur "slacklinen" und "industrieschauspielern"
- Leiste muss im grad 6- dermaßen "zugeballert" werden
- durch das Fehlen eines Stiftes am Wandbuch soll die Zahl der Begehungen klein gehalten werden.

Sehr beeindruckend und regt zum Nachdenken über den heute gängigen Sanierungwahnsinn und Erstbehungsstil an.

Anonym hat gesagt…

Ja, war ein sehr schöner Tag und hat Spaß gemacht, das zu schreiben !
Man könnte wirklich auch den gemäßigten Erstbegehern ans Herz legen, ein offenes Auge für Keilmöglichkeiten zu bewahren und zur Erstbegehung detaillierte Angaben zu machen, was der Wiederholer an mobilen Mitteln konkret braucht (also genauer als "Keile können helfen"). Wenn die Wiederholer das wissen, können sie auf überflüssiges Keil-Gewicht verzichten und trotzdem sicher aber psychisch etwas anspruchsvoller klettern. Besser als Risse zuzubolten ... .

Uli S. hat gesagt…

danke roland für diesen schönen bericht! für mich wär das ja nix, aber ihr hattet sicher einen abenteuerlichen tag!

Anonym hat gesagt…

Hi Uli :-) vielleicht ja mal im Nachstieg ;-)

Christian B. hat gesagt…

wenn ich den körperriss nicht vorsteigen ich auch will !!!

tja roland, durch den dreck musst uns noch nen paar mal hochziehen ;-)

Anonym hat gesagt…

Auja, kein Witz ! Ich mach die auch nochmal !

Der Seilzweite kriegt dann aber immer die überflüssigen Friends an den Gurt ;-)